Längeres gemeinsames Lernen

Anhörung im Schulausschuss: Mehrzahl der Sachverständigen befürwortet Option auf längeres gemeinsames Lernen

GRÜNE: Gemeinschaftsschulen dort ermöglichen, wo sie vor Ort gewollt sind.

Zais: Wenn diese Forderung trotz guter Argumente und vieler Fürsprecher abgewehrt wird, steht für mich fest, dass die Debatte von Seiten der Kritiker >>ideologisch<< geführt wird, nicht von Seiten der Befürworter.

Im Ausschuss für Schule und Sport fand heute (13.05.) eine Anhörung zum Antrag der Fraktion DIE LINKE „Längeres gemeinsames Lernen ins Schulgesetz aufnehmen“ (Drs 6/4779) statt. Petra Zais, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, zieht folgendes Fazit:

„Die Mehrzahl der Sachverständigen unterstützte die Forderung, im Schulgesetz die Option auf längeres gemeinsames Lernen zu verankern. Insbesondere das auch von meiner Fraktion präferierte >>optionale Modell<< fand viel Zuspruch. Dabei sollen Gemeinschaftsschulen unterschiedlicher Ausgestaltung dort ermöglicht werden, wo sie vor Ort gewollt sind und Konsens zwischen Schulträger, Schulleitung und Schulkonferenz besteht.“

Für diese Form des längeren gemeinsamen Lernens warb insbesondere auch Prof. Dr. Wolfgang Melzer von der TU Dresden, den die GRÜNE-Landtagsfraktion als Sachverständigen berufen hatte. Als zweite Voraussetzung sei unabdingbar, dass die Schule ein tragfähiges pädagogisches Konzept für den Umgang mit Heterogenität und individueller Förderung vorlege. Auf diesem Wege könnten unterschiedliche Formen von Gemeinschaftsschulen aus unterschiedlichen Gründen und Motiven heraus entstehen. Auch schulplanerische Gründe etwa – sprich der Erhalt von Schulen in ländlichen Raum – seien gute Argumente für die Gemeinschaftsschule.

Neben einer Verbesserung der Leistungsfähigkeit wurden Gemeinschaftsschulen als Motor sozialer Integration gelobt. So sprach Karl-Heinz Herford von der Handwerkskammer Dresden von einer >>Quelle für Bildungsgerechtigkeit und Teilhabe<<. Dr. Ilka Hoffmann vom GEW Hauptvorstand entlarvte die Illusion von Homogenität durch Separation: >>Die ideale homogene Lerngruppe<<, sagte sie, >> besteht im Grunde genommen aus einem einzigen Kind<<. In separierenden Schulsystemen gebe es keinen Anreiz für eine gute individuelle Förderung, da Schülerinnen und Schüler im Zweifelsfall einfach an eine andere Schulform verwiesen werden könnten. Auch Peter Lorenz, Vorsitzender des Landeselternrates Sachsen, zeigte sich überzeugt, dass es mit der propagierten Durchlässigkeit des gegliederten Schulwesens in der Praxis längst nicht so weit her sei. Er erinnerte schließlich daran, dass eine Vielzahl der Bürgerinnen und Bürger im Freistaat Sachsen die Forderung nach längerem gemeinsamen Lernen teilten. In den Bürgerforen des Kultusministeriums hätte dieses Thema aber keinen Platz gefunden.

„Gemeinschaftsschulen scheitern in Sachsen bisher am politischen Willen“, resümiert Petra Zais. „Die Diskussion um diese Schulform wird emotional geführt. Dabei gibt es auch gute, pragmatische Gründe, längeres gemeinsames Lernen zumindest zu ermöglichen. Wenn diese Forderung trotz guter Argumente und vieler Fürsprecher abgewehrt wird, steht für mich fest, dass die Debatte von Seiten der Kritiker >>ideologisch<< geführt wird, nicht von Seiten der Befürworter.“

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